Christoph Waltz wirbt für die Telekom: Komm kuscheln

Er ist seit seiner Rolle als SS-Mann in Tarantinos "Inglourious Basterds" weltberühmt – jetzt wirbt er für die Telekom. Und die Unschuld von Christoph Waltz ist futsch.

Nicht nur der Spot ist cocoonig-kuschelig, sondern auch sein Bart: Christoph Waltz. Bild: dapd

Bevor Christoph Waltz als monströser SS-Standartenführer Hans Landa in Tarantinos "Inglorious Basterds" über Nacht weltberühmt wurde, musste er jahrelang haufenweise Stuss in deutschen Fernsehproduktionen wegspielen, um seine Familie durchzubringen.

Doch seltsamerweise konnten Waltz Karriere unsinnige Schmonzetten wie "Weihnachtsmann gesucht", "Schöne Witwen küssen besser" oder "Die Verzauberung" (und diese Auswahl ist noch nicht mal übertrieben bösartig) nichts anhaben - im Gegenteil: Je mieser die Filme, desto stärker beschlich den Zuschauer das Gefühl, dass sich hier jemand unter Wert verkauft.

Nun ist Christoph Waltz ins deutsche Fernsehen zurückgekehrt - und hat sich das sicherlich einiges kosten lassen. Schließlich dreht er jetzt großes Kino in Hollywood, ist etwa seit Donnerstag neben Robert Pattinson und Reese Witherspoon in "Wasser für die Elefanten" zu sehen. Und seit Kurzem eben auch in einem Werbespot und auf Plakatwänden für das 3-D-Fernsehangebot der Deutschen Telekom. Da sitzt er nun im flauschigen Wollpulli bzw. Cardigan und blickt so treuherzig waltzisch in die Kamera, dass man kurz versucht ist, ihm aus alter Gewohnheit auch diesen Stuss wieder nachzusehen. Aber nur kurz.

Gerade dass der vom mäßig bekannten Hollywoodregisseur Paul W. S. Anderson ("Resident Evil: Afterlife") gedrehte Spot so cocoonig-kuschelig daherkommt, so penetrant gemütlich, so durchsichtig einlullend, erzeugt einen Widerwillen, der über das beworbene Produkt hinausreicht, auf das Testimonial zurückfällt.

Mit diesem Werbeengagement für die - ausgerechnet! - Telekom mag Christoph Waltz seinem Konto und den gestiegenen Ansprüchen seiner Lieben einen Gefallen getan haben (die Kampagne kostete einen zweistelligen Millionenbetrag), doch seine Imprägnierung gegen den Stuss in der Welt hat Schaden genommen. Die Unschuld ist futsch. Nun kann Christoph Waltz tatsächlich einer der ganz Großen werden.

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